Heute habe ich mir mal eine alte Festplatte vorgenommen. Ich wollte an die Magnete ran, die in der Festplatte verbaut sind. Mit diesen Magneten soll man anscheinend prima Cacheboxen an Metallteilen befestigen können.
Herausgekommen ist ein ziemlich langer Artikel mit vielen Bildern. Am Ende des Artikels kommen ziemlich gute Bilder mit den Magneten!
Wer übrigens mehr über Geocachen wissen möchte findet viele Informationen im Cachewiki.
Bei der Festplatte handelt es sich um eine alte Connor (es kann nur einen geben) CP30174E Festplatte mit damals riesigen 170MB Kapazität.
Das Gehäuse der Festplatte wird von vier Torx-Schrauben zusammengehalten. Zum Glück hatte ich bei meinem Akkuschrauber eine Hand voll Torx-Bits dabei. Der/das kleinste Bit (T10) passt bei den Gehäuseschrauben, also konnte ich gleich loslegen und das Gehäuse öffnen.
In der geöffneten Festplatte erkennt man vorne die spiegelblanken Platten. Hinten rechts ist der Arm mit den Schreib-/Leseköpfen aufgehängt. In der linken oberen Ecke befindet sich etwas Elektronik mit der wahrscheinlich die Köpfe bewegt und der Plattenmotor angesteuert werden.
Der Arm mit den Schreib-/Leseköpfen wird durch ein System aus zwei Magneten und einer Spule bewegt. Auf dem Bild sieht man den Halter mit den beiden Magneten (unten) und das Ende des Armes mit der Spule.
Dann war erst mal Schluss. Im Inneren der Festplatte waren alle Schrauben kleiner als T10 – ich kam mit meinem Akkuschrauber nicht weiter. Im Baumarkt habe ich heute jedoch für den vertretbaren Preis von 10€ einen Präzisions-Bit-Schrauber-Satz entdeckt, in dem sich unter anderem Torx-Bits der Größen T4 bis T10, sowie T15 und T20 befinden. Somit konnte es weiter gehen.
Nach dem Lösen von zwei Schrauben (T9) lässt sich die Halterung mit den Magneten entnehmen. Obwohl die beiden Metallplatten oben und unten nicht mehr mechanisch verbunden sind, lassen sie sich nicht einfach auseinander nehmen. Die Magnete ziehen die Platten so stark an, dass ich sie mit einem breiten Schraubendreher auseinanderdrücken musste! Die Magnet selbst sind auf die untere Metallplatte geklebt. Der Spaß geht also weiter: Die Magnete sind so stark, dass es mir beim Versuch sie mit dem Schraubendreher von der Platte zu lösen immer wieder passiert ist, dass die Magnete mir den Schraubendreher wo anderst hin gezogen haben, als ich es wollte. Mehr zu den Magneten kommt später noch…
Eigentlich hätte ich ja jetzt aufhören können – habe ich doch was ich wollte. Aber wenn ich schon mal dabei bin, kann ich ja auch den letzten Rest ausbauen. Weiter geht es bei dem Arm mit den Schreib-/Leseköpfen. Dieser lässt sich mit einer Schraube lösen und herausnehmen.
Auf dem Bild kann man erkennen, dass es sich um eine Festplatte mit einem Stapel aus zwei Platten handelt. Es gibt vier Schreib-/Leseköpfe. Je zwei von den Köpfen liegen im ausgebauten Zustand direkt aufeinander. Normalerweise befindet sich dazwischen je eine der beiden Platten.
Weiter geht es mit den beiden Platten. Diese sind über vier Schrauben mit der Achse des Motors verbunden. Sind die Schrauben gelöst, lässt sich die obere Platte einfach abheben. Die Platten haben sich im Betrieb mit einer Drehzahl von 3822 Umdrehungen pro Minute gedreht (bei heutigen Festplatten sind es in der Regel 7200rpm).
Zwischen der oberen und der unteren Platte liegt ein Distanzring, der abgehoben werden muss. Danach lässt sich auch die untere Platte entnehmen. Auf jeder der beiden Scheiben waren (bevor ich die Platte aufgemacht habe) 1806 Spuren. Jede Spur war in 46 Sektoren eingeteilt. Jeder Sektor konnte 512 Bytes aufnehmen. Wenn man nun mit allen vier Oberflächen rechnet kommt man auf: 4*1806*46*512 = 170.139.648 Bytes.
Damit der Motor ausgebaut werden kann, muss nun noch die Elektronik ausgebaut werden. Im Inneren des Plattengehäuses befindet sich eine Platine. So wie es aussieht hat diese Platine etwas mit der Ansteuerung der Schreib-/Leseköpfe und der Übertragung der Daten von und zur Platte zu tun. Keine Ahnung, warum diese Bauteile im inneren der Platte und nicht Außen angebracht sind.
Von Außen wird die Platine mit der Plattenelektronik abgeschraubt. Die Platine kann dann abgenommen werden. Bei dieser Gelegenheit habe ich auch gleich die Schrauben am Deckel des Plattenmotors gelöst und entfernt. Im Gehäuse der Platte befindet sich nun nur noch der Motor.
Der Motor der Festplatte kann nun durch einen leichten Druck von unten durch den Gehäusedeckel geschoben werden. Interessant ist, dass der Motor eine innen liegende Achse hat und sich somit das ganze Gehäuse (alles was man auf dem Bild vom Motor sieht) dreht.
Jetzt wo alles auseinandergebaut ist, sieht es auf meinem Tisch übrigens so aus:
Alles was da so rumliegt (außer den beiden Magneten) ist übrigens nur noch Elektronikschrott. Auch wenn es mir gelänge, die Festplatte wieder zusammenzubauen, wäre sie trotzdem nicht mehr funktionsfähig, da schon alleine ein winziges Staubpartikelchen auf einer der Platten ausreicht, die Platte dauerhaft zu beschädigen.
Zum Schluss noch zu den Magneten. Die beiden Teile sind richtig heftig stark. Auf dem Bild sieht man, wie stark sich die beiden abstoßen. Der rechte Magnet hat so eine große Kraft, dass er trotz der Entfernung den linken Magneten daran hindert umzukippen.
Auf diesem Bild sieht man eindrücklich die Stärke der Magente! Noch ein Beispiel: Wenn ich mir einen der Magnete auf den Handrücken lege, kann ich den anderen vom Tisch abheben, indem ich die Handinnenfläche darauf lege. Der Magnet bleibt an der Handinnenfläche haften.
Die Magnete sind sogar so stark, dass sie eine gefüllte Cachebox kopfüber an einem Stahlteil halten können. Hier an einem Stahlteil der Holztreppe bei uns im Haus. Ich bin überaus begeistert! Jetzt muss ich nur noch eine Stelle finden, wo ich die Box in die freie Natur hänge…
Bei den Magneten handelt es sich übrigens um Neodym-Eisen-Bor-Magnete (Nd2Fe14B). Diese Magnete sind bei geringer Größe außergewöhnlich kräftig. Starke Magnete von dieser Art haben eine Feldstärke von 1T (Tesla). Im Vergleich dazu ist ein normaler Ferritmagnet ca. zehnmal schwächer. Ein Kernspin-Tomograf hat dagegen Feldstärken von ungefähr 8T. Das Erdmagnetfeld hat in unseren Breiten laut Wikipedia ungefähr 0,00002T…
Mit solchen Magneten muss man wirklich vorsichtig sein. Sie können nicht nur Kreditkarten, elektronische Geräte, Datenträger, etc. beschädigen – sie sind auch geeignet sich richtig weh zu tun! Wenn die beiden Magnete zusammenprallen sollte man tunlichst die Finger raus haben, da man sich sonst Hautfalten klemmen könnte. Beim Aufprall können sich außerdem Späne lösen und zu Verletzungen führen!
Aber die Teile machen einen Heidenspaß!
Charly @ Datenrettung Forum sagt:
… coole Aktion, da hilft tatsächlich auch kein Datenrettungsversuch mehr 😉
Erstaunlich wie kräftig die guten alten Festplatten-Magneten waren, werde mir auch mal zwei „Nasenklammern“ ausbauen …
Nobby sagt:
gute Idee mit den Magneten für die Nasenklammer !
Die benutze ich das nächste mal, wenn ich Schnupfen habe und mir die Nase läuft !